Robert Todd Carroll |
Prähistorische AstronautenKamen die Götter aus dem All?Der Begriff "Prähistorische Astronauten" bezieht sich auf die spekulative Idee, außeriridische Besucher aus dem All seien verantwortlich für die ältesten Zivilisationen der Erde. Der berüchtigste Vertreter dieser Vorstellung ist Erich von Däniken, Autor mehrerer Bestseller über dieses Thema. Sein Buch "Erinnerungen an die Zukunft" etwa ist ein Rundumschlag gegen die Erinnerungen und Fähigkeiten der Menschen des Altertums. Von Däniken behauptet, das Mythen, Kunst und gesellschaftliche Strukuren der ersten Zivilisationen von Astronauten eingeführt wurden, die von einem anderen Stern kamen. Er stellt nicht nur das Erinnerungsvermögen, sondern auch die Fähigkeit zu Kultur und Zivilisation an sich bei diesen Menschen in Frage: Vorgeschichtliche Menschen entwickelten ihre Kunst- und Technikfertigkeiten demnach nicht selbst, sondern lernten sie von Besuchern aus dem Weltall. Was ist mit den Beweisen, die von Däniken für seine Behauptungen vorgelegt hat? Einige erwiesen sich als Fälschungen. So stellte von Däniken Fotos von Töpfereien zur Schau, die seiner Angabe nach bei einer archäologischen Ausgrabung gefunden worden waren. Die Töpfereien zeigen fliegende Untertassen und stammen angeblich aus biblischer Zeit. Die Reporter von "Nova", einer US-Dokumentarsendung mit gutem Ruf, spürten jedoch den Töpfer auf, der diese vermeintlich antiken Töpfe gefertigt hatte. Sie konfrontierten von Däniken mit ihren Beweisen für den Betrug. Seine Antwort darauf: Der Schwindel sei gerechtfertigt, da manche Menschen eben nur dann glauben würden, wenn sie Beweise sähen! ("The Case of Ancient Astronauts", Ausstrahlungsdatum 8. März 1978) Bei dem größten Teil der "Beweise" von Dänikens handelt es sich jedoch einfach um windige Argumente und Irrtümer. Er beginnt schlicht bei der Annahme, es habe diese Astronauten gegeben - und zwingt danach archäologischen Fundstätten und alte Mythen in dieses Konzept. In Nazca, Peru, erklärt von Däniken beispielsweise große Tierzeichnungen in der Wüste zu einem uralten außerirdischen Flughafen. Der Umstand, dass die Linien der Zeichnung als Startbahn für irgendein reales Flugzeug nutzlos wären, da sie viel zu eng zusammen liegen, wird von ihm bequemerweise ignoriert. Die Möglichkeit, dass sich diese Zeichnungen auf die Wissenschaft oder Mythologie der Einheimischen beziehen, wird nicht in Betracht gezogen. Häufig greift von Däniken auch auf Pseudo-Dilemmata als Argumentationshilfe zurück, etwa in dem Stil: "Entweder wir erklären diese Daten durch die Annahme, diese primitiven Idioten haben das alles selbst gemacht, oder wir akzeptieren die wesentlich plausiblere Idee, dass sie Hilfe von außerordentlich fortgeschrittenen Völkern erhielten, die von anderen Planeten gekommen sein müssen und Technologien wie Antischwerkraft besaßen." Die meisten Kritiker weisen darauf hin, dass die Menschen des Altertums eben nicht die hilflosen, imkompetenten, vergesslichen Wilden waren, die von Däniken aus ihnen macht - sie müssten immerhin in der Lage gewesen sein, sowohl die Sprache als auch die Anweisungen ihrer außerirdischen Lehrer zu verstehen, nicht gerade einfach! Es ist wahr: Wir wissen noch nicht geanu, wie die Alten manche ihrer erstaunlichen technischen Leistungen vollbracht haben. Wir fragen uns immer noch, wie die alten Ägypter riesige Obelisken in der Wüste errichteten und wie Steinzeitmenschen riesige Monolithen bewegten und sie in Dolmen oder Reihengräbern verarbeiteten. Wir staunen ob der riesigen gemeißelten Köpfe auf der Osterinsel und fragen uns, wer sie hergestellt hat, warum sie aufgestellt wurden und wieso ihre Erschaffer die Insel verlassen haben. Eines Tages finden wir vielleicht Antworten auf diese Fragen, aber sie werden höchstwahrscheinlich von der Wissenschaft gegeben werden, nicht von pseudowissenschaftlicher Spekulation. Die Beobachtung von noch heute im Stadium der Steinzeit-Kultur lebenden Menschen in Papua-Neuguinea, wo man riesige Steine auf Gräbern findet, hat uns vermittelt, wie die Menschen der Vorgeschichte ähnliche Leistungen mit wenig mehr als Pflanzenseilen, hölzernen Hebeln und Schaufeln, sowie ein wenig Kreativität und viel Muskelkraft geschafft haben könnten. Es gibt auch keinen Grund anzunehmen, das Gedächtnis unserer Vorfahren sei so viel schlechter gewesen als unseres und sie hätten sich daher nicht genau genug an die Außerirdischen erinnert, um präzisere Beschreibungen ihrer Besuche weiterzugeben. Es gibt keine Belege für die Vorstellung, alte Mythen und religiöse Geschichten seien verzerrte und unvollständige Erinnerungen an Altertums-Aliens, aufgezeichnet von prähistorischen Priestern. Die Belege dagegen allerdings - und für die Idee, dass prähistorische oder "primitive" Menschen intelligent und geistreich waren - sind überwältigend. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass Besucher aus dem All vor einigen tausend Jahren auf der Erde landeten und mit unseren Vorfahren in Verbindung traten. Aber es erscheint doch wahrscheinlicher, dass unsere Vorfahren selber für ihre Kunst, Technologie und Kultur verantwortlich zeichneten. Warum also sollte man auf eine Erklärung wie die von Dänikensche zurückgreifen? Sie mag vielleicht mit ihren Mysterien viele Menschen anssprechen - aber sie ergibt keinen Sinn, da sie vielem widerspricht, was wir bereits über die Welt unserer Vorfahren wissen. Die Theorie der "Götter aus dem All" ist überflüssig: Wir können sie getrost über die Klinge von "Occams Rasiermesser" springen lassen. Anmerkung des Übersetzers: Auch der 1996 verstorbene bekannte Astronom Carl Sagan meinte: "Unsere Vorfahren waren keine Trottel. Sie hatten vielleicht keine Hochtechnologie, aber sie waren so clever wie wir, und manchmal verbanden sie Hingabe, Intelligenz und harte Arbeit, um Ergebnisse zu erzielen, die sogar uns beeindrucken." (Sagan, Carl: Broca's Brain. New York 1974. S. 63). Ein weiterer Kritiker von Dänikens ist der Bühnenmagier James Randi, der auf einen weiteren und wenig beachteten Aspekt der Astronautengötter-Theorie hinweist, nämlich den versteckten Rassismus. Randi: "Vielleicht die größte Schwachstelle in von Dänikens Argumenten ist, dass er, obwohl er die wundervollen Errungenschaften von braun-, gelb- oder schwarzhäutigen Menschen anführt und seinen Zweifeln Ausdruck verleiht, sie könnten dies [...] ohne außerirdische Hilfe geschafft haben, er an keiner Stelle Stonehenge, die Kathedrale von Chartres oder das Parthenon oder irgendeines der Weltwunder der weißen Rasse erwähnt." (Randi, James: The Supernatural A-Z. London 1995. S. 319). De Camp, L. Sprague. The Ancient Engineers (New York: Ballantine Books, 1977). Story, Ronald. Guardians of the Universe (New York: St. Martin's Press, 1980). Story, Ronald. The Space-gods Revealed: a Close Look at the Theories of Erich von Däniken, 2nd ed. (New York: Barnes & Noble, 1976). Übersetzung: Tobias Budke, MorgenWelt, Hamburg, Germany |
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Last updated 11/21/10 |